Robert Francis Prevost –der neu Papst Leo XIV.
Eine politische Wahl?
Wolfgang Effenberger
Qualitätsmedien wie MM, FR und SPIEGEL berichten über die Wahl
Nach der Wahl von Kardinal Prevost titelte der SPIEGEL:
"Leo XIV.: Der neue Papst ist Fußball- und Baseballfan" (1)
Denn Leo XIV. ist Anhänger des Baseballclubs aus seiner US-amerikanischen Heimatstadt, wie sein Bruder John Prevost verriet.
Die White Sox sind aber nicht das einzige Team, das das Herz des neuen Papstes erobern konnte. Laut Joseph Farrell, Generalvikar des Augustinerordens, begeistern ihn auch die Fußballer der AS Rom. »Er ist Roma durch und durch«, sagte Farrell der Nachrichtenagentur Reuters.
Wenn er nicht gerade die Spiele seiner Lieblingsmannschaften verfolgt, ist der Pontifex selbst sportlich aktiv. »Er ist ein regelmäßiger Tennisspieler. Er kam mindestens einmal pro Woche zu uns und spielte auf unserem Gelände«, sagte Farrell gegenüber Reuters
Anzeigetafel der WHITE SOX (2)
Beim Münchner Merkur hatte wohl das morphogenetische Feld für den Titel gesorgt:
"Papst Leo XIV. bringt den Sport zurück in den Vatikan"(3)
Die Leser werden darüber aufgeklärt, dass Leo XIV. seine Sportbegeisterung mit früheren Päpsten wie Johannes Paul II., der für seine heimlichen Skiausflüge bekannt war und Papst Franziskus zumindest eine große Leidenschaft für den Fußball zeigte, während Benedikt XVI. weniger sportlich aktiv war (soll da ein Zusammenhang mit seiner vorzeitigen Außerdienststellung hergestellt werden?). Es folgt der Hinweis, dass Papst Leo XIV neben seiner Tennisleidenschaft auch für Gesprächsstoff in der Baseball-Community seiner Heimatstadt Chicago in der Frage sorgt: Unterstützt Papst Leo XIV. die Cubs oder die White Sox? Die Cubs verkündeten auf ihrer Anzeigetafel, dass der neu gewählte Papst ein Fan des MLB-Teams sei. Sein Bruder betonte jedoch gegenüber Chicago‘s WGN News, dass er immer ein Anhänger der White Sox war.
Die Frankfurter Rundschau titelte:
"Papst Leo XIV. ist aktiver Tennis-Spieler – und unterstützt wohl dieses Team"(4)
Mit der Wahl von Papst Leo XIV. kehrt der Sport in den Vatikan zurück. Der ehemalige Kardinal Robert Francis Prevost ist nämlich ein leidenschaftlicher Tennisspieler (nun folgt der gleiche Text wie beim MM).
Abschließend kommt der MM zu einem erstaunlichen Ergebnis:
„Der Sport könnte eine wichtige Rolle in seinem Pontifikat spielen, sei es als persönliche Leidenschaft oder als Mittel zur Förderung von Einheit und Frieden.“ (5)
Was beeinflusste die Namenswahl des neuen Papstes?
Leo XIV. sieht sich ausdrücklich in der Tradition seines Vorgängers Franziskus, wie er In seinen ersten Ansprachen mehrfach betonte. Er berief sich dabei auf das Apostolische Schreiben „Evangelii gaudium“ und das Zweite Vatikanische Konzil, die für eine offenere, solidarische und synodale Kirche stehen. Leo XIV. erklärte, er fühle sich berufen, diesen Weg weiterzugehen. (6)
Ein zentrales Motiv für die Wahl des Namens Leo XIV. ist nach Angaben des Vatikans die bewusste Anknüpfung an Papst Leo XIII. (1878–1903) und dessen katholischer Soziallehre.
Leo XIII. begründete damals mit der Enzyklika „Rerum novarum“ die katholische Soziallehre und stellte sich damit den Herausforderungen der ersten industriellen Revolution. Leo XIV. sieht die Kirche heute vor ähnlichen Herausforderungen: Die Entwicklung der künstlichen Intelligenz und eine neue „industrielle Revolution“ erfordern eine zeitgemäße Antwort der Kirche auf Fragen der Menschenwürde, Gerechtigkeit und Arbeit. Mit seinem Pontifikat will Leo XIV. dieses soziale und ethische Erbe fortführen und weiterentwickeln. (7) Wörtlich sagte er:
„Leo XIII. stellte sich den Herausforderungen der ersten industriellen Revolution – heute stehen wir vor einer neuen: der Revolution der künstlichen Intelligenz und ihrer Auswirkungen auf Gerechtigkeit, Arbeit und Menschenwürde“, so Leo XIV. (8)
In seinen ersten Reden hat Leo XIV. eine klare programmatische Linie vorgegeben: soziale Gerechtigkeit, technologische Verantwortung und eine Kirche, die Hoffnung spendet in einer Welt im Wandel. Er sieht die Kirche als wichtigen Akteur, um auf die sozialen und ethischen Herausforderungen der Gegenwart zu reagieren, insbesondere angesichts der Digitalisierung und der globalen Umbrüche.(9) Ist Papst Leo XIV. wirklich nur durch das Vermächtnis von Papst Franziskus und die sozialpolitische Ausrichtung von Papst Leo XIII. zu dieser überraschenden Namenswahl bewegt worden? (10)
Nach 122 Jahren ein Nachfolger von Leo XIII.
Unter den bisherigen 13 Päpsten mit Namen Leo gab es einige, die weniger sozialpolitisch ausgerichtet waren, dafür aber Weltgeschichte geschrieben haben:
Am Weihnachtsfest des Jahres 800 krönte und salbte nach alttestamentlicher Sitte Papst Leo III. in der alten römischen Petersbasilika den fränkischen Fürsten Karl zum römischen Kaiser und nannte ihn erstmals »Augustus«: damit war die Tradition des weströmischen Kaiserreichs wiedererwacht. Karls offizielle Anrede lautete nun: "Allergnädigster, erhabener, von Gott gekrönter, großer, friedebringender Kaiser, der das Römische Reich regiert und durch Gottes Barmherzigkeit auch König der Franken und Langobarden ist". Es war kein deutsches oder fränkisches Reich entstanden, sondern das universale Imperium Romanum. (11)
Wann immer in Medien oder im Schulunterricht die Geschichte des Judentums (12) thematisiert wird, rücken vor allem die Opfer von Gräueln, Pogromen und Diskriminierung in den Vordergrund: 1096 im Rheinland von Kreuzfahrern des »ungeordneten Zuges« niedergemetzelt; 1350 während der Großen Pest auf Scheiterhaufen verbrannt als angebliche Brunnenvergifter; 1516 erstmals unter Papst Leo X. zusammengepfercht im Metallgießerviertel (»Ghetto«) Venedigs. In den folgenden Jahrhunderten folgten die meisten europäischen Städte diesem Beispiel und richteten Judenghettos ein; (13) Juden waren bis zur Reichsverfassung von 1871 ausgeschlossen vom vollen Bürgerrecht.
Im preußischen Kulturkampf hatte Kanzler Bismarck gegenüber dem Heiligen Stuhl Zeichen gesetzt. Nach dem Tod von Pius IX. 1878 wurden unter dem neuen Papst Leo XIII. wieder diplomatische Beziehungen zum Vatikan aufgenommen.
So verbreitete sich vom 1884 in Amberg abgehaltenen Katholikentag eine innerkirchliche Aufbruchsstimmung. Nachdem die christlich-sozialen Vereine durch Kulturkampf und Sozialistengesetze zerschlagen waren, veröffentlichte Franz Hintze in Bamberg die "Gründzüge für die Organisation und Gründung katholischer Arbeitervereine".
Am 23. Mai 1887 erklärte Papst Leo XIII. öffentlich den Kampf für beendet. Als Ergebnis des Kulturkampfes ging das Zentrum gestärkt aus der Krise hervor und konnte sich nun als katholische Opposition gegen die preußisch-protestantische Vorherrschaft profilieren. Auch die Marxisten erkannten, dass Bismarck mit diesem Kampf den streitbaren Klerikalismus der Katholiken nur gestärkt hatte. Aus deren Sicht wurden nun die religiösen Scheidewände in den Vordergrund gerückt und damit die „Aufmerksamkeit gewisser Schichten der Arbeiterklasse und der Demokratie von den dringenden Aufgaben des revolutionären und des Klassenkampfes auf einen ganz oberflächlichen, und bürgerlich-verlogenen Antiklerikalismus“ (14) abgelenkt
Zur »Magna Charta« des sozialen Katholizismus wurde 1891 die Enzyklika "Rerum Novarum" von Papst Leo XIII. Aus dieser Sozialenzyklika ist die Handschrift des "Arbeiterbischofs" Ketteler herauszulesen und skizziert einen eigenständigen Dritten Weg, jenseits der "Gottlosigkeit des Kapitals" und der "Gottlosigkeit der Arbeit".
Gern hätte Wilhelm II. die exklusive Protektorstellung Frankreichs durch ein eigenes Protektorat über die deutschen Katholiken im Heiligen Land ergänzt. Doch nur wenige Tage vor dem Reiseantritt, am 8. Oktober 1898, bestätigte der Vatikan nochmals das französische Katholikenprotektorat. Der Heilige Stuhl wollte den unseligen Bismarckschen Kulturkampf, obwohl Papst Leo XIII. ihn für beendet erklärt hatte, anscheinend immer noch nicht vergessen.
Anfang 1887 hatte der britische Premierminister Lord Salisbury (1886 bis 1902) den französischen Diplomaten Graf von Chaudordy getroffen und mit ihm erörtert, wie man Russland und Frankreich einander annähern könnte. Den Schlüssel dafür sahen sie in Papst Leo XIII. Und in Kronprinz Edward, Sohn der deutschfreundlichen Queen Victoria, fand Salisbury einen wichtigen Mitspieler. Im Herbst 1887 wurde Henry Fitzalan-Howard, der 15. Duke of Norfolk — aus einer der einflussreichsten Familien nach dem englischen Königshaus, die zudem immer dem Papst treu ergeben war —, zu Papst Leo XIII. geschickt. Er sollte ihn von der Notwendigkeit eines politischen Kurswechsels überzeugen. Der Papst sollte seine schützende Hand von den gesalbten Häuptern nehmen und sich dafür der republikanischen Idee öffnen — hier vor allem der seit 1871 bestehenden Dritten Französischen Republik. In der Folge riet der Papst den französischen Katholiken, sich der laizistischen französischen Republik, und den papsttreuen polnischen Katholiken in Russland, sich der russisch-orthodoxen Zarenherrschaft zu fügen. Aus Dankbarkeit gab der Duke 1898 das Gesangbuch »Arundel Hymns« heraus, zu dem Papst Leo XIII. ein Vorwort in Form eines persönlichen Briefs beisteuerte: „An Unseren geliebten Sohn Henry, Herzog von Norfolk ... In jenem England, das uns so lieb ist and dessen geistliches Wohlergehen besonders der ständige Gegenstand Unserer Gebete und Unserer apostolischen Fürsorge ist.“ (15)
Im März 1888 wurde dann der junge russische Diplomat Alexander Petrowitsch Iswolski von Papst Leo XIII. als Gesandter des Zaren am Heiligen Stahl akkreditiert. Iswolski, später russischer Außenminister und zu Beginn des Ersten Weltkriegs russischer Botschafter in Paris, gilt als einer der Dirigenten der Ententepolitik vor 1914. Fast gleichzeitig mit seinem Dienstantritt im April 1888 hatte Bismarck die kommende Entwicklung intuitiv erahnt: „Menschlichkeit, Friede und Freiheit ist immer ihr Vorwand ... In Wahrheit aber schreiben die Times und die Königin im Interesse von England, das mit dem unsern nichts gemeinsam hatte. Das Interesse Englands ist, dass das Deutsche Reich mit Russland schlecht steht, unser Interesse, dass wir mit ihm so gutstehen, wie es der Sachlage nach möglich ist.“ (16)
Nachdem Tod von Mutter Queen Victoria fuhr nun König Edward VII. als Staatoberhaupt am 27. April 1903 zum Antrittsbesuch beim italienischen Präsidenten nach Rom. Entgegen allen Protokollvorschriften besuchte Edward VII. (nicht als protestantisches Oberhaupt) dann Papst Leo XIII. im Heiligen Stuhl. Nach der langen politischen Vorgeschichte kann das nicht verwundern.
Besondere Ehrung für Leo XIV. durch das englische Königshaus
Das britische Königshaus wird Papst Leo IV. zur Inauguration am 18. Mai.2025 eine besondere Ehre zuteil werden lassen. Der Herzog von Edinburgh (erst vor 2 Jahren von seinem königlichen Bruder derart geehrt), seine Königliche Hoheit Prinz Edward wird König Charles III. bei der Amtseinführung von Papst Leo XIV. vertreten. (17)
Dann werden sich wieder ein Edward und ein Leo gegenüberstehen. Trotz der unterschiedlichen Epochen und der sehr verschiedenen Rollen im britischen Königshaus lassen sich bei Prinz Edward (geb. 1964) und König Edward VII. (1841–1910) einige interessante Parallelen in ihren Persönlichkeiten und Lebenswegen erkennen. Beide standen im Schatten ihrer berühmten Eltern: Edward VII. war der Sohn von Queen Victoria, Prinz Edward ist der jüngste Sohn von Queen Elizabeth II. und Prinz Philip. (18)
Parallelen in den Persönlichkeiten von Prinz Edward (Duke of Edinburgh) und König Edward VII
Edward VII. wurde als „faul“ und wenig ehrgeizig eingeschätzt; er rebellierte gegen die strengen Erwartungen seiner Mutter und zeigte wenig Interesse an den von ihr gewünschten Pflichten, sondern bevorzugte gesellschaftliche Aktivitäten, Reisen und ausschweifende Vergnügungen. Ihm werden zwischen 50 und 55 Geliebte nachgesagt, darunter prominente Frauen wie Lillie Langtry, Jennie Churchill und Alice Keppel. Seine Eskapaden waren legendär und sorgten für zahlreiche Skandale. (19) Während Edward VII. für seine Promiskuität und Affären berühmt war, lebt Kronprinz Edward ein ruhiges, skandalfreies Familienleben. Parallelen im Sexualleben bestehen daher nicht.
Mit den traditionellen Erwartungen taten sich beide schwer. Nach nur 4 Monaten brach Prinz Edward trotz des Drucks seiner Eltern eine im Oktober 1986 begonnen Offiziersausbildung bei den Royal Marines wegen Überforderung unter dem kritischen Echo der britischen Presse vorzeitig im Januar 1987 ab (später wurde er von seiner Mutter zum Ehrenoberst mehrerer Regimenter ernannt). (20) Heute heißt es lapidar, dass er auf eine klassische Militärkarriere „verzichtete“.
Beide hatten mit beruflichen Misserfolgen zu kämpfen: Edward VII. wurde für seine mangelnde Ernsthaftigkeit kritisiert, Prinz Edward scheiterte mit seiner Produktionsfirma und geriet durch ungeschickte Medienaktionen in die Kritik.
Aktuell werden die Lebenswege von König Edward VII. und anderen royalen Persönlichkeiten in der Rückschau häufig geglättet und weniger kritisch beleuchtet, insbesondere was ihre privaten Leidenschaften und Affären betrifft. Das ausschweifende Privatleben von Edward VII. wurde in späteren Biografien und offiziellen Darstellungen oft verharmlost.
Königin Victoria hingegen war in ihren privaten Briefen und Tagebüchern deutlich direkter, kritischer und emotionaler. Ihre Korrespondenz, insbesondere mit ihrer Tochter, gibt einen schonungslosen Einblick in ihre Ansichten zu Familie, Ehe und Moral. (21) Victoria kommentierte das Verhalten ihres Sohnes Edward (später Edward VII.) durchaus offen und war über seine Lebensweise oft entsetzt. Ihre Briefe zeigen, dass sie sich der „Schwächen“ ihres Sohnes sehr bewusst war und diese keineswegs beschönigte, sondern regelmäßig tadelte und mit Sorge betrachtete. (22)
Widersprüchlicher können die gewählten Namen nicht sein:
Leo XIV. – Benedikt XV., der Friedenspapst
Schon vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs hatte der inzwischen heiliggesprochene Papst Pius X. zur Mäßigung gemahnt. Sein Nachfolger, Benedikt XV., beschwor dann erstmalig Ende Juli 1915 die kriegführenden Völker und Staatsoberhäupter, den Krieg zu beenden. Das veranlasste den Karikaturisten Olaf Gulbransson, den päpstlichen Friedensappell mit den Waffenlieferungen der »neutralen« und »christlichen« USA an die Entente in Verbindung zu bringen. (23)
„Der einzige, der zum Frieden redet und die Völker mahnt, den Krieg zu beenden, ist der Papst«, stellte die Allgemeine Zeitung des Judentums fest, „aber seine Kraft ist gering, sein Wort verhallt, sein Einfluß auf die kriegführenden Mächte ist schon deshalb gleich Null, weil England und Rußland sich seiner Autorität nicht beugen, Frankreich ihm kühl gegenübersteht und Italien ihm feindlich gesinnt ist.“ (24)
Angesichts der zurückliegenden mörderischen Schlachten und der Befürchtung einer Steigerung der Kriegshandlungen zum Finale hin, forderte am 1. August 1917 Papst Benedikt XV. mit seiner Zirkularnote "Dés le début" die streitenden Völker auf der Basis des status quo ante zum baldigen Friedensschluß auf. (25) Die gegenseitigen Beziehungen der einzelnen Staaten sollten auf der Basis eines Rechtssystems reorganisiert werden und der Abrüstung sollte zukünftig erhebliche Bedeutung beigemessen werden. (26) Dieses sich mit den Zielen des Pazifismus deckende päpstliche Vermittlungsangebot (27) stieß in Deutschland auf breite Zustimmung. Der Pazifist und Friedensnobelpreisträger von 1927, Ludwig Quidde, begrüßte im Auftrag der Deutschen Friedensgesellschaft (28) (DFG) die päpstliche Initiative als „die bedeutungsvollste während des Weltkrieges ergangene pazifistische Kundgebung“. (29) Im Völker-Frieden wies er darauf hin, daß sich die beiden mächtigsten gesellschaftlichen Kräfte, katholische Kirche und internationaler Sozialismus, „eine durch und durch pazifistische Auffassung der Fragen des Friedensschlusses“ (30)zu eigen gemacht hätten. So wurde die Papst-Note auch in Kreisen der USPD so wohlwollend aufgenommen, daß im Hauptausschuß des Reichstages der Linkssozialist und USPD-Mitbegründer Georg Ledebour das gute Bemühen des katholischen Oberhaupt lobte. (31)
Papst Leo XIV. nimmt gleich beim ersten Sonntagsgebet Putin ins Visier
Vor mehr als 100.000 Zuhörern appellierte der neue Papst auf dem Petersplatz an die Massen mit dem Satz 'Nie wieder Krieg'. Er rief zu einem dauerhaften und gerechten Frieden in der Ukraine auf und forderte von Putin die Freilassung von Kriegsgefangenen und der (angeblich) von Russland entführten ukrainischen Kindern als ersten Schritt zur Beendigung des Krieges. Von einem kirchlichen Oberhaupt darf erwartet werden, dass es nicht in eine Rhetorik verfällt, die man eher beim ukrainischen Machthaber vermutet. Friedensfähige Lösungen wird es nur geben, wenn sich beide Seiten mit den Ursachen auseinandersetzen und fähig sind, den Balken im eigenen Auge zu erkennen.
Nach dem völkerrechtswidrigen vom Westen orchestrierten Putsch in der Ukraine 2014 verweigerten die Oblaste Luhansk und Donezk die Anerkennung der geputschten Regierung. Laut ukrainischer Verfassung kann ein neuer Präsident nur mit 75 % des Parlaments gewählt werden, wenn der alte verstorben oder zurückgetreten ist. Keine dieser Bedingungen war beim Maidan-Putsch erfüllt.
Ende Mai 2014 begann dann das ukrainische Militär mit einer groß angelegten „Anti-Terror-Operation“ gegen die abtrünnigen, von Russland unterstützten Separatisten in den ostukrainischen Regionen. (32)Der bewaffnete Konflikt, bekannt als Krieg im Donbass, eskalierte mit dem militärischen Eingreifen der ukrainischen Regierungstruppen ab Ende Mai 2014 deutlich. (33)
Zwischen Mai 2014 und dem 24. Februar 2022 wurden nach Schätzungen der Vereinten Nationen und der OSZE zwischen 14.200 und 14.400 Menschen infolge des Krieges im Donbass getötet. Darin enthalten sind etwa 3.400 getötete Zivilisten. (34)
Über diesen Krieg wurde in den westlichen Medien bis zum Einmarsch russischer Truppen am 24. Februar 2022 kaum berichtet. Die Fluchtbewegungen im Osten der Ukraine während des Krieges sind komplex und vielschichtig. Es stimmt, dass nicht alle Flüchtlinge in Richtung Westen gegangen sind – ein erheblicher Teil ist tatsächlich auch nach Russland geflohen, obwohl die materielle Versorgung dort mit der im Westen nicht mithalten kann
Seine Wortwahl zur Ukraine macht deutlich, dass Leo XIV. sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger Franziskus klar auf die Seite einer Kriegspartei stellt, was von der ukrainischen Presse positiv aufgenommen wurde. Der Papst machte aus seiner Solidarität mit dem ukrainischen Volk kein Hehl und betonte, dass er dessen Leid im Herzen trage. (35)
Sollten Papst Leo XIV. die von den USA geführten Kriege (ab 1999 alle ohne UN-Mandat) seit Auflösung der Sowjetunion entgangen sein? Ist er nicht in der Lage zu erkennen, dass der aktuelle Krieg mit Russland ein von den USA geführter Stellvertreterkrieg auf dem Rücken der Ukraine ist?
Welche Rolle wird Leo XIV. spielen?
Es scheint kein Zufall zu sein, das in dieser Weltlage und zum ersten Mal ein US-Amerikaner zum Papst gemacht wird. Wie ist Leo XIV. in das damalige Muster um Leo XIII. – in die Weltkriege I. und II. – einzuordnen?
Die Anglo-Amerikaner haben jedes Mal eine Weltkoalition aller möglichen und unmöglichen Länder aufgeboten, um Ihren Hauptkonkurrenten Deutschland, daneben das Sekundärziel Japan, zu unterwerfen, genauer gesagt, zu vernichten.
Sogar ein Land wie Brasilien, das immer gute Beziehungen mit Deutschland hatte, erklärte Deutschland sowohl 1917 als auch 1942 den Krieg. Nicht 1914 oder 1939, sondern erst dann und genau dann, als die USA selbst einstiegen. Da liegt die Vermutung nahe, dass es auf Druck der USA geschah und nicht Petersburgs oder Londons. Jetzt also gegen China. Ein Handelskonkurrent, wirtschaftlich und militärisch sogar noch stärker im Vergleich zu den USA als Deutschland 1914 und 1939.
Während die Anglo-Amerikaner militärisch vielleicht noch ebenbürtig sind, dürften sie bereits wirtschaftlich/ industriell bereits schwächer sein als der Haupthandelskonkurrent, den sie vernichten wollen.
Die USA sind also 2025 auf das Aufgebot einer Weltkoalition noch viel mehr angewiesen als 1914 und 1939. Obwohl eigentlich calvinistisch/exzeptionalistisch, greifen sie schon seit einiger Zeit auf Hilfskräfte wie den Islamismus zurück.
Und nun kurz vor Beginn also auch auf die katholische Kirche. D.h. auf Polen, Spanien, Italien, Irland, Latein Amerika, die Philippinen.
Im Gegensatz zu Leo XIV. ein US-Kardinal, die 1914 die Zeichen der Zeit erkannt hatte:
Dieser US-amerikanische Kardinal hatte wenige Tage vor Kriegsausbruch auf dem eucharistischen Weltkongress in Lourdes nicht nur ein untrügliches Gefühl für die großen politischen Strömungen seiner Epoche, sondern auch den Mut, sie anzusprechen. Wo finden sich heute derartige Kirchenfürsten?
Anmerkungen und Quellen
Screenshot Wolfgang Effenberger
https://www.katholisch.de/artikel/61542-leo-xiv-kuendigt-kardinaelen-an-will-franziskus-weg-weitergehen
https://www.sueddeutsche.de/politik/papst-konklave-2025-liveblog-leo-xiv-franziskus-li.3248067
https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2025-05/papst-leo-xiv-namenswahl-kardinaele-danksagung-sanftmut-zeit.html
https://www.deutschlandfunk.de/papst-leo-xiv-robert-francis-prevost-102.html
https://www.sueddeutsche.de/politik/papst-konklave-2025-liveblog-leo-xiv-franziskus-li.3248067
Wie aus Karls Titulatur zu entnehmen ist: »imperator Romanum gubernans imperium«, siehe Wolf, Günther: Karl der Grosse. In: Fassmann 1991, S. 905
Das Judentum ist nach Hans-Joachim Schoeps (1909 – 1980) weder eine bloße Konfession, noch ist es eine Rasse oder eine moderne Nation, sondern es hat in einem schwer definierbaren Dazwischen seinen Platz. Es handele sich um eine Religionsgemeinde mit einem einheitlichen biologischen Abstammungszentrum. Dagegen findet Arnold Zweig, daß die Juden bestimmt ein Volk für sich seien, „wenn man sie auf ihre eigenen Lebensgesetze, -äußerungen und -schicksale hin betrachtet.“ (Bilanz der Deutschen Judenheit. Köln 1961, S. 119). Unter der Judenheit versteht Arnold Zweig nationale Teile des Judentums. Bereits in der biblischen Erzählung führt der Heide Bileam zu der Feststellung über Israel aus: »Hier ist ein Volk, das besonders ist und nicht unter die Völker gerechnet wird.« (4 Moses, 23,9). Noch 1989 wurden von der Bundeswehr deutsche Wehrpflichtige jüdischen Bekenntnisses oder jüdischer Abstammung, deren nächste Angehörige (Großeltern, Eltern, ältere Geschwister) aus rassischen Gründen nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt waren, auf Antrag gemäß § 12 Abs. 4 Satz 1 i.V.m. § 12 Abs. 6 Satz 2 Wehrpflichtgesetz (WPf1G) bis auf weiteres vom Wehrdienst zurückgestellt.
Papst Paul IV ließ 1555 das römische Ghetto errichten und verpflichtete die Juden durch einen Kanon, in diesem besonderen Bereich zu leben.
Marx/Engels: Ausgewählte Schriften, 2 Bde, Berlin 1971, Bd. II, S. 482, Anmerkung 21
Wolfgang Effenberger: Die unterschätzte Macht Von Geo- bis Biopolitik – Plutokraten transformieren die Welt. Höhr-Grenzhausen 2022, S. 51
Wolfgang Effenberger: Europas Verhängnis 14/18. Die Herren des Geldes greifen zur Weltmacht. Höhr-Grenzhausen 2018, S. 18.
https://www.gbnews.com/royal/prince-edward-buckingham-palace-party-latest-royal-news
https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_VII.
https://www.gala.de/stars/starportraets/prinz-edward-22020538.html
https://albertundvictoria.mein-coburg.de/portfolio-item/albert-victorias-kinder/
https://de.wikipedia.org/wiki/Victoria_von_Gro%C3%9Fbritannien_und_Irland_(1840%E2%80%931901)
Simplicissimus, Jahrgang 20, Nr. 5 vom 4. Mai 1915
AZJ Nr. 32 vom 6. August 1915, S. 376
Wolfgang Effenberger/ Reuven Moskovitz: Deutsche und Juden vor 1939 Stationen und Zeugnisse einer schwierigen Beziehung. Ingelheim a. Rh.. 2013, S. 245.
Ebda.
Ebda., S. 246.
Im nationalen wie auch im internationalen Betätigungsfeld forderte die DFG auf Weltfriedenskongressen und interparlamentarischen Konferenzen Schiedsgerichte und Abrüstung zusammenfassen. (Vgl. Riesenberger, 1985, S. 48)
Schreiben an den päpstlichen Nuntius in München, Pacelli, 25.8.1917.
Quidde, Ludwig: Deutsche Friedenskundgebungen des letzten Vierteljahres, 19.10. 1917. In: Völkerfriede vom November 1917, S. 5.
Wolfgang Effenberger/Reuven Moskovitz: Deutsche und Juden vor 1939 Stationen und Zeugnisse einer schwierigen Beziehung. Ingelheim a. Rhein 2013, S. 246
https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_im_Donbass
Wolfgang Effenberger, Jahrgang 1946, erhielt als Pionierhauptmann bei der Bundeswehr tiefere Einblicke in das von den USA vorbereitete "atomare Gefechtsfeld" in Europa. Nach zwölfjähriger Dienstzeit studierte er in München Politikwissenschaft sowie Höheres Lehramt (Bauwesen/Mathematik) und unterrichtete bis 2000 an der Fachschule für Bautechnik. Seitdem publiziert er zur jüngeren deutschen Geschichte und zur US-Geopolitik. Zuletzt erschienen vom ihm:
Robert Francis Prevost –der neu Papst Leo XIV.
Eine politische Wahl?
Wolfgang Effenberger
Qualitätsmedien wie MM, FR und SPIEGEL berichten über die Wahl
Nach der Wahl von Kardinal Prevost titelte der SPIEGEL:
"Leo XIV.: Der neue Papst ist Fußball- und Baseballfan" (1)
Denn Leo XIV. ist Anhänger des Baseballclubs aus seiner US-amerikanischen Heimatstadt, wie sein Bruder John Prevost verriet.
Die White Sox sind aber nicht das einzige Team, das das Herz des neuen Papstes erobern konnte. Laut Joseph Farrell, Generalvikar des Augustinerordens, begeistern ihn auch die Fußballer der AS Rom. »Er ist Roma durch und durch«, sagte Farrell der Nachrichtenagentur Reuters.
Wenn er nicht gerade die Spiele seiner Lieblingsmannschaften verfolgt, ist der Pontifex selbst sportlich aktiv. »Er ist ein regelmäßiger Tennisspieler. Er kam mindestens einmal pro Woche zu uns und spielte auf unserem Gelände«, sagte Farrell gegenüber Reuters
Anzeigetafel der WHITE SOX (2)
Beim Münchner Merkur hatte wohl das morphogenetische Feld für den Titel gesorgt:
"Papst Leo XIV. bringt den Sport zurück in den Vatikan"(3)
Die Leser werden darüber aufgeklärt, dass Leo XIV. seine Sportbegeisterung mit früheren Päpsten wie Johannes Paul II., der für seine heimlichen Skiausflüge bekannt war und Papst Franziskus zumindest eine große Leidenschaft für den Fußball zeigte, während Benedikt XVI. weniger sportlich aktiv war (soll da ein Zusammenhang mit seiner vorzeitigen Außerdienststellung hergestellt werden?). Es folgt der Hinweis, dass Papst Leo XIV neben seiner Tennisleidenschaft auch für Gesprächsstoff in der Baseball-Community seiner Heimatstadt Chicago in der Frage sorgt: Unterstützt Papst Leo XIV. die Cubs oder die White Sox? Die Cubs verkündeten auf ihrer Anzeigetafel, dass der neu gewählte Papst ein Fan des MLB-Teams sei. Sein Bruder betonte jedoch gegenüber Chicago‘s WGN News, dass er immer ein Anhänger der White Sox war.
Die Frankfurter Rundschau titelte:
"Papst Leo XIV. ist aktiver Tennis-Spieler – und unterstützt wohl dieses Team"(4)
Mit der Wahl von Papst Leo XIV. kehrt der Sport in den Vatikan zurück. Der ehemalige Kardinal Robert Francis Prevost ist nämlich ein leidenschaftlicher Tennisspieler (nun folgt der gleiche Text wie beim MM).
Abschließend kommt der MM zu einem erstaunlichen Ergebnis:
„Der Sport könnte eine wichtige Rolle in seinem Pontifikat spielen, sei es als persönliche Leidenschaft oder als Mittel zur Förderung von Einheit und Frieden.“ (5)
Was beeinflusste die Namenswahl des neuen Papstes?
Leo XIV. sieht sich ausdrücklich in der Tradition seines Vorgängers Franziskus, wie er In seinen ersten Ansprachen mehrfach betonte. Er berief sich dabei auf das Apostolische Schreiben „Evangelii gaudium“ und das Zweite Vatikanische Konzil, die für eine offenere, solidarische und synodale Kirche stehen. Leo XIV. erklärte, er fühle sich berufen, diesen Weg weiterzugehen. (6)
Ein zentrales Motiv für die Wahl des Namens Leo XIV. ist nach Angaben des Vatikans die bewusste Anknüpfung an Papst Leo XIII. (1878–1903) und dessen katholischer Soziallehre.
Leo XIII. begründete damals mit der Enzyklika „Rerum novarum“ die katholische Soziallehre und stellte sich damit den Herausforderungen der ersten industriellen Revolution. Leo XIV. sieht die Kirche heute vor ähnlichen Herausforderungen: Die Entwicklung der künstlichen Intelligenz und eine neue „industrielle Revolution“ erfordern eine zeitgemäße Antwort der Kirche auf Fragen der Menschenwürde, Gerechtigkeit und Arbeit. Mit seinem Pontifikat will Leo XIV. dieses soziale und ethische Erbe fortführen und weiterentwickeln. (7) Wörtlich sagte er:
„Leo XIII. stellte sich den Herausforderungen der ersten industriellen Revolution – heute stehen wir vor einer neuen: der Revolution der künstlichen Intelligenz und ihrer Auswirkungen auf Gerechtigkeit, Arbeit und Menschenwürde“, so Leo XIV. (8)
In seinen ersten Reden hat Leo XIV. eine klare programmatische Linie vorgegeben: soziale Gerechtigkeit, technologische Verantwortung und eine Kirche, die Hoffnung spendet in einer Welt im Wandel. Er sieht die Kirche als wichtigen Akteur, um auf die sozialen und ethischen Herausforderungen der Gegenwart zu reagieren, insbesondere angesichts der Digitalisierung und der globalen Umbrüche.(9) Ist Papst Leo XIV. wirklich nur durch das Vermächtnis von Papst Franziskus und die sozialpolitische Ausrichtung von Papst Leo XIII. zu dieser überraschenden Namenswahl bewegt worden? (10)
Nach 122 Jahren ein Nachfolger von Leo XIII.
Unter den bisherigen 13 Päpsten mit Namen Leo gab es einige, die weniger sozialpolitisch ausgerichtet waren, dafür aber Weltgeschichte geschrieben haben:
Am Weihnachtsfest des Jahres 800 krönte und salbte nach alttestamentlicher Sitte Papst Leo III. in der alten römischen Petersbasilika den fränkischen Fürsten Karl zum römischen Kaiser und nannte ihn erstmals »Augustus«: damit war die Tradition des weströmischen Kaiserreichs wiedererwacht. Karls offizielle Anrede lautete nun: "Allergnädigster, erhabener, von Gott gekrönter, großer, friedebringender Kaiser, der das Römische Reich regiert und durch Gottes Barmherzigkeit auch König der Franken und Langobarden ist". Es war kein deutsches oder fränkisches Reich entstanden, sondern das universale Imperium Romanum. (11)
Wann immer in Medien oder im Schulunterricht die Geschichte des Judentums (12) thematisiert wird, rücken vor allem die Opfer von Gräueln, Pogromen und Diskriminierung in den Vordergrund: 1096 im Rheinland von Kreuzfahrern des »ungeordneten Zuges« niedergemetzelt; 1350 während der Großen Pest auf Scheiterhaufen verbrannt als angebliche Brunnenvergifter; 1516 erstmals unter Papst Leo X. zusammengepfercht im Metallgießerviertel (»Ghetto«) Venedigs. In den folgenden Jahrhunderten folgten die meisten europäischen Städte diesem Beispiel und richteten Judenghettos ein; (13) Juden waren bis zur Reichsverfassung von 1871 ausgeschlossen vom vollen Bürgerrecht.
Im preußischen Kulturkampf hatte Kanzler Bismarck gegenüber dem Heiligen Stuhl Zeichen gesetzt. Nach dem Tod von Pius IX. 1878 wurden unter dem neuen Papst Leo XIII. wieder diplomatische Beziehungen zum Vatikan aufgenommen.
So verbreitete sich vom 1884 in Amberg abgehaltenen Katholikentag eine innerkirchliche Aufbruchsstimmung. Nachdem die christlich-sozialen Vereine durch Kulturkampf und Sozialistengesetze zerschlagen waren, veröffentlichte Franz Hintze in Bamberg die "Gründzüge für die Organisation und Gründung katholischer Arbeitervereine".
Am 23. Mai 1887 erklärte Papst Leo XIII. öffentlich den Kampf für beendet. Als Ergebnis des Kulturkampfes ging das Zentrum gestärkt aus der Krise hervor und konnte sich nun als katholische Opposition gegen die preußisch-protestantische Vorherrschaft profilieren. Auch die Marxisten erkannten, dass Bismarck mit diesem Kampf den streitbaren Klerikalismus der Katholiken nur gestärkt hatte. Aus deren Sicht wurden nun die religiösen Scheidewände in den Vordergrund gerückt und damit die „Aufmerksamkeit gewisser Schichten der Arbeiterklasse und der Demokratie von den dringenden Aufgaben des revolutionären und des Klassenkampfes auf einen ganz oberflächlichen, und bürgerlich-verlogenen Antiklerikalismus“ (14) abgelenkt
Zur »Magna Charta« des sozialen Katholizismus wurde 1891 die Enzyklika "Rerum Novarum" von Papst Leo XIII. Aus dieser Sozialenzyklika ist die Handschrift des "Arbeiterbischofs" Ketteler herauszulesen und skizziert einen eigenständigen Dritten Weg, jenseits der "Gottlosigkeit des Kapitals" und der "Gottlosigkeit der Arbeit".
Gern hätte Wilhelm II. die exklusive Protektorstellung Frankreichs durch ein eigenes Protektorat über die deutschen Katholiken im Heiligen Land ergänzt. Doch nur wenige Tage vor dem Reiseantritt, am 8. Oktober 1898, bestätigte der Vatikan nochmals das französische Katholikenprotektorat. Der Heilige Stuhl wollte den unseligen Bismarckschen Kulturkampf, obwohl Papst Leo XIII. ihn für beendet erklärt hatte, anscheinend immer noch nicht vergessen.
Anfang 1887 hatte der britische Premierminister Lord Salisbury (1886 bis 1902) den französischen Diplomaten Graf von Chaudordy getroffen und mit ihm erörtert, wie man Russland und Frankreich einander annähern könnte. Den Schlüssel dafür sahen sie in Papst Leo XIII. Und in Kronprinz Edward, Sohn der deutschfreundlichen Queen Victoria, fand Salisbury einen wichtigen Mitspieler. Im Herbst 1887 wurde Henry Fitzalan-Howard, der 15. Duke of Norfolk — aus einer der einflussreichsten Familien nach dem englischen Königshaus, die zudem immer dem Papst treu ergeben war —, zu Papst Leo XIII. geschickt. Er sollte ihn von der Notwendigkeit eines politischen Kurswechsels überzeugen. Der Papst sollte seine schützende Hand von den gesalbten Häuptern nehmen und sich dafür der republikanischen Idee öffnen — hier vor allem der seit 1871 bestehenden Dritten Französischen Republik. In der Folge riet der Papst den französischen Katholiken, sich der laizistischen französischen Republik, und den papsttreuen polnischen Katholiken in Russland, sich der russisch-orthodoxen Zarenherrschaft zu fügen. Aus Dankbarkeit gab der Duke 1898 das Gesangbuch »Arundel Hymns« heraus, zu dem Papst Leo XIII. ein Vorwort in Form eines persönlichen Briefs beisteuerte: „An Unseren geliebten Sohn Henry, Herzog von Norfolk ... In jenem England, das uns so lieb ist and dessen geistliches Wohlergehen besonders der ständige Gegenstand Unserer Gebete und Unserer apostolischen Fürsorge ist.“ (15)
Im März 1888 wurde dann der junge russische Diplomat Alexander Petrowitsch Iswolski von Papst Leo XIII. als Gesandter des Zaren am Heiligen Stahl akkreditiert. Iswolski, später russischer Außenminister und zu Beginn des Ersten Weltkriegs russischer Botschafter in Paris, gilt als einer der Dirigenten der Ententepolitik vor 1914. Fast gleichzeitig mit seinem Dienstantritt im April 1888 hatte Bismarck die kommende Entwicklung intuitiv erahnt: „Menschlichkeit, Friede und Freiheit ist immer ihr Vorwand ... In Wahrheit aber schreiben die Times und die Königin im Interesse von England, das mit dem unsern nichts gemeinsam hatte. Das Interesse Englands ist, dass das Deutsche Reich mit Russland schlecht steht, unser Interesse, dass wir mit ihm so gutstehen, wie es der Sachlage nach möglich ist.“ (16)
Nachdem Tod von Mutter Queen Victoria fuhr nun König Edward VII. als Staatoberhaupt am 27. April 1903 zum Antrittsbesuch beim italienischen Präsidenten nach Rom. Entgegen allen Protokollvorschriften besuchte Edward VII. (nicht als protestantisches Oberhaupt) dann Papst Leo XIII. im Heiligen Stuhl. Nach der langen politischen Vorgeschichte kann das nicht verwundern.
Besondere Ehrung für Leo XIV. durch das englische Königshaus
Das britische Königshaus wird Papst Leo IV. zur Inauguration am 18. Mai.2025 eine besondere Ehre zuteil werden lassen. Der Herzog von Edinburgh (erst vor 2 Jahren von seinem königlichen Bruder derart geehrt), seine Königliche Hoheit Prinz Edward wird König Charles III. bei der Amtseinführung von Papst Leo XIV. vertreten. (17)
Dann werden sich wieder ein Edward und ein Leo gegenüberstehen. Trotz der unterschiedlichen Epochen und der sehr verschiedenen Rollen im britischen Königshaus lassen sich bei Prinz Edward (geb. 1964) und König Edward VII. (1841–1910) einige interessante Parallelen in ihren Persönlichkeiten und Lebenswegen erkennen. Beide standen im Schatten ihrer berühmten Eltern: Edward VII. war der Sohn von Queen Victoria, Prinz Edward ist der jüngste Sohn von Queen Elizabeth II. und Prinz Philip. (18)
Parallelen in den Persönlichkeiten von Prinz Edward (Duke of Edinburgh) und König Edward VII
Edward VII. wurde als „faul“ und wenig ehrgeizig eingeschätzt; er rebellierte gegen die strengen Erwartungen seiner Mutter und zeigte wenig Interesse an den von ihr gewünschten Pflichten, sondern bevorzugte gesellschaftliche Aktivitäten, Reisen und ausschweifende Vergnügungen. Ihm werden zwischen 50 und 55 Geliebte nachgesagt, darunter prominente Frauen wie Lillie Langtry, Jennie Churchill und Alice Keppel. Seine Eskapaden waren legendär und sorgten für zahlreiche Skandale. (19) Während Edward VII. für seine Promiskuität und Affären berühmt war, lebt Kronprinz Edward ein ruhiges, skandalfreies Familienleben. Parallelen im Sexualleben bestehen daher nicht.
Mit den traditionellen Erwartungen taten sich beide schwer. Nach nur 4 Monaten brach Prinz Edward trotz des Drucks seiner Eltern eine im Oktober 1986 begonnen Offiziersausbildung bei den Royal Marines wegen Überforderung unter dem kritischen Echo der britischen Presse vorzeitig im Januar 1987 ab (später wurde er von seiner Mutter zum Ehrenoberst mehrerer Regimenter ernannt). (20) Heute heißt es lapidar, dass er auf eine klassische Militärkarriere „verzichtete“.
Beide hatten mit beruflichen Misserfolgen zu kämpfen: Edward VII. wurde für seine mangelnde Ernsthaftigkeit kritisiert, Prinz Edward scheiterte mit seiner Produktionsfirma und geriet durch ungeschickte Medienaktionen in die Kritik.
Aktuell werden die Lebenswege von König Edward VII. und anderen royalen Persönlichkeiten in der Rückschau häufig geglättet und weniger kritisch beleuchtet, insbesondere was ihre privaten Leidenschaften und Affären betrifft. Das ausschweifende Privatleben von Edward VII. wurde in späteren Biografien und offiziellen Darstellungen oft verharmlost.
Königin Victoria hingegen war in ihren privaten Briefen und Tagebüchern deutlich direkter, kritischer und emotionaler. Ihre Korrespondenz, insbesondere mit ihrer Tochter, gibt einen schonungslosen Einblick in ihre Ansichten zu Familie, Ehe und Moral. (21) Victoria kommentierte das Verhalten ihres Sohnes Edward (später Edward VII.) durchaus offen und war über seine Lebensweise oft entsetzt. Ihre Briefe zeigen, dass sie sich der „Schwächen“ ihres Sohnes sehr bewusst war und diese keineswegs beschönigte, sondern regelmäßig tadelte und mit Sorge betrachtete. (22)
Widersprüchlicher können die gewählten Namen nicht sein:
Leo XIV. – Benedikt XV., der Friedenspapst
Schon vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs hatte der inzwischen heiliggesprochene Papst Pius X. zur Mäßigung gemahnt. Sein Nachfolger, Benedikt XV., beschwor dann erstmalig Ende Juli 1915 die kriegführenden Völker und Staatsoberhäupter, den Krieg zu beenden. Das veranlasste den Karikaturisten Olaf Gulbransson, den päpstlichen Friedensappell mit den Waffenlieferungen der »neutralen« und »christlichen« USA an die Entente in Verbindung zu bringen. (23)
„Der einzige, der zum Frieden redet und die Völker mahnt, den Krieg zu beenden, ist der Papst«, stellte die Allgemeine Zeitung des Judentums fest, „aber seine Kraft ist gering, sein Wort verhallt, sein Einfluß auf die kriegführenden Mächte ist schon deshalb gleich Null, weil England und Rußland sich seiner Autorität nicht beugen, Frankreich ihm kühl gegenübersteht und Italien ihm feindlich gesinnt ist.“ (24)
Angesichts der zurückliegenden mörderischen Schlachten und der Befürchtung einer Steigerung der Kriegshandlungen zum Finale hin, forderte am 1. August 1917 Papst Benedikt XV. mit seiner Zirkularnote "Dés le début" die streitenden Völker auf der Basis des status quo ante zum baldigen Friedensschluß auf. (25) Die gegenseitigen Beziehungen der einzelnen Staaten sollten auf der Basis eines Rechtssystems reorganisiert werden und der Abrüstung sollte zukünftig erhebliche Bedeutung beigemessen werden. (26) Dieses sich mit den Zielen des Pazifismus deckende päpstliche Vermittlungsangebot (27) stieß in Deutschland auf breite Zustimmung. Der Pazifist und Friedensnobelpreisträger von 1927, Ludwig Quidde, begrüßte im Auftrag der Deutschen Friedensgesellschaft (28) (DFG) die päpstliche Initiative als „die bedeutungsvollste während des Weltkrieges ergangene pazifistische Kundgebung“. (29) Im Völker-Frieden wies er darauf hin, daß sich die beiden mächtigsten gesellschaftlichen Kräfte, katholische Kirche und internationaler Sozialismus, „eine durch und durch pazifistische Auffassung der Fragen des Friedensschlusses“ (30)zu eigen gemacht hätten. So wurde die Papst-Note auch in Kreisen der USPD so wohlwollend aufgenommen, daß im Hauptausschuß des Reichstages der Linkssozialist und USPD-Mitbegründer Georg Ledebour das gute Bemühen des katholischen Oberhaupt lobte. (31)
Papst Leo XIV. nimmt gleich beim ersten Sonntagsgebet Putin ins Visier
Vor mehr als 100.000 Zuhörern appellierte der neue Papst auf dem Petersplatz an die Massen mit dem Satz 'Nie wieder Krieg'. Er rief zu einem dauerhaften und gerechten Frieden in der Ukraine auf und forderte von Putin die Freilassung von Kriegsgefangenen und der (angeblich) von Russland entführten ukrainischen Kindern als ersten Schritt zur Beendigung des Krieges. Von einem kirchlichen Oberhaupt darf erwartet werden, dass es nicht in eine Rhetorik verfällt, die man eher beim ukrainischen Machthaber vermutet. Friedensfähige Lösungen wird es nur geben, wenn sich beide Seiten mit den Ursachen auseinandersetzen und fähig sind, den Balken im eigenen Auge zu erkennen.
Nach dem völkerrechtswidrigen vom Westen orchestrierten Putsch in der Ukraine 2014 verweigerten die Oblaste Luhansk und Donezk die Anerkennung der geputschten Regierung. Laut ukrainischer Verfassung kann ein neuer Präsident nur mit 75 % des Parlaments gewählt werden, wenn der alte verstorben oder zurückgetreten ist. Keine dieser Bedingungen war beim Maidan-Putsch erfüllt.
Ende Mai 2014 begann dann das ukrainische Militär mit einer groß angelegten „Anti-Terror-Operation“ gegen die abtrünnigen, von Russland unterstützten Separatisten in den ostukrainischen Regionen. (32)Der bewaffnete Konflikt, bekannt als Krieg im Donbass, eskalierte mit dem militärischen Eingreifen der ukrainischen Regierungstruppen ab Ende Mai 2014 deutlich. (33)
Zwischen Mai 2014 und dem 24. Februar 2022 wurden nach Schätzungen der Vereinten Nationen und der OSZE zwischen 14.200 und 14.400 Menschen infolge des Krieges im Donbass getötet. Darin enthalten sind etwa 3.400 getötete Zivilisten. (34)
Über diesen Krieg wurde in den westlichen Medien bis zum Einmarsch russischer Truppen am 24. Februar 2022 kaum berichtet. Die Fluchtbewegungen im Osten der Ukraine während des Krieges sind komplex und vielschichtig. Es stimmt, dass nicht alle Flüchtlinge in Richtung Westen gegangen sind – ein erheblicher Teil ist tatsächlich auch nach Russland geflohen, obwohl die materielle Versorgung dort mit der im Westen nicht mithalten kann
Seine Wortwahl zur Ukraine macht deutlich, dass Leo XIV. sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger Franziskus klar auf die Seite einer Kriegspartei stellt, was von der ukrainischen Presse positiv aufgenommen wurde. Der Papst machte aus seiner Solidarität mit dem ukrainischen Volk kein Hehl und betonte, dass er dessen Leid im Herzen trage. (35)
Sollten Papst Leo XIV. die von den USA geführten Kriege (ab 1999 alle ohne UN-Mandat) seit Auflösung der Sowjetunion entgangen sein? Ist er nicht in der Lage zu erkennen, dass der aktuelle Krieg mit Russland ein von den USA geführter Stellvertreterkrieg auf dem Rücken der Ukraine ist?
Welche Rolle wird Leo XIV. spielen?
Es scheint kein Zufall zu sein, das in dieser Weltlage und zum ersten Mal ein US-Amerikaner zum Papst gemacht wird. Wie ist Leo XIV. in das damalige Muster um Leo XIII. – in die Weltkriege I. und II. – einzuordnen?
Die Anglo-Amerikaner haben jedes Mal eine Weltkoalition aller möglichen und unmöglichen Länder aufgeboten, um Ihren Hauptkonkurrenten Deutschland, daneben das Sekundärziel Japan, zu unterwerfen, genauer gesagt, zu vernichten.
Sogar ein Land wie Brasilien, das immer gute Beziehungen mit Deutschland hatte, erklärte Deutschland sowohl 1917 als auch 1942 den Krieg. Nicht 1914 oder 1939, sondern erst dann und genau dann, als die USA selbst einstiegen. Da liegt die Vermutung nahe, dass es auf Druck der USA geschah und nicht Petersburgs oder Londons. Jetzt also gegen China. Ein Handelskonkurrent, wirtschaftlich und militärisch sogar noch stärker im Vergleich zu den USA als Deutschland 1914 und 1939.
Während die Anglo-Amerikaner militärisch vielleicht noch ebenbürtig sind, dürften sie bereits wirtschaftlich/ industriell bereits schwächer sein als der Haupthandelskonkurrent, den sie vernichten wollen.
Die USA sind also 2025 auf das Aufgebot einer Weltkoalition noch viel mehr angewiesen als 1914 und 1939. Obwohl eigentlich calvinistisch/exzeptionalistisch, greifen sie schon seit einiger Zeit auf Hilfskräfte wie den Islamismus zurück.
Und nun kurz vor Beginn also auch auf die katholische Kirche. D.h. auf Polen, Spanien, Italien, Irland, Latein Amerika, die Philippinen.
Im Gegensatz zu Leo XIV. ein US-Kardinal, die 1914 die Zeichen der Zeit erkannt hatte:
Dieser US-amerikanische Kardinal hatte wenige Tage vor Kriegsausbruch auf dem eucharistischen Weltkongress in Lourdes nicht nur ein untrügliches Gefühl für die großen politischen Strömungen seiner Epoche, sondern auch den Mut, sie anzusprechen. Wo finden sich heute derartige Kirchenfürsten?
Screenshot Wolfgang Effenberger
https://www.katholisch.de/artikel/61542-leo-xiv-kuendigt-kardinaelen-an-will-franziskus-weg-weitergehen
https://www.sueddeutsche.de/politik/papst-konklave-2025-liveblog-leo-xiv-franziskus-li.3248067
https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2025-05/papst-leo-xiv-namenswahl-kardinaele-danksagung-sanftmut-zeit.html
https://www.deutschlandfunk.de/papst-leo-xiv-robert-francis-prevost-102.html
https://www.sueddeutsche.de/politik/papst-konklave-2025-liveblog-leo-xiv-franziskus-li.3248067
Wie aus Karls Titulatur zu entnehmen ist: »imperator Romanum gubernans imperium«, siehe Wolf, Günther: Karl der Grosse. In: Fassmann 1991, S. 905
Das Judentum ist nach Hans-Joachim Schoeps (1909 – 1980) weder eine bloße Konfession, noch ist es eine Rasse oder eine moderne Nation, sondern es hat in einem schwer definierbaren Dazwischen seinen Platz. Es handele sich um eine Religionsgemeinde mit einem einheitlichen biologischen Abstammungszentrum. Dagegen findet Arnold Zweig, daß die Juden bestimmt ein Volk für sich seien, „wenn man sie auf ihre eigenen Lebensgesetze, -äußerungen und -schicksale hin betrachtet.“ (Bilanz der Deutschen Judenheit. Köln 1961, S. 119). Unter der Judenheit versteht Arnold Zweig nationale Teile des Judentums. Bereits in der biblischen Erzählung führt der Heide Bileam zu der Feststellung über Israel aus: »Hier ist ein Volk, das besonders ist und nicht unter die Völker gerechnet wird.« (4 Moses, 23,9). Noch 1989 wurden von der Bundeswehr deutsche Wehrpflichtige jüdischen Bekenntnisses oder jüdischer Abstammung, deren nächste Angehörige (Großeltern, Eltern, ältere Geschwister) aus rassischen Gründen nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt waren, auf Antrag gemäß § 12 Abs. 4 Satz 1 i.V.m. § 12 Abs. 6 Satz 2 Wehrpflichtgesetz (WPf1G) bis auf weiteres vom Wehrdienst zurückgestellt.
Papst Paul IV ließ 1555 das römische Ghetto errichten und verpflichtete die Juden durch einen Kanon, in diesem besonderen Bereich zu leben.
Marx/Engels: Ausgewählte Schriften, 2 Bde, Berlin 1971, Bd. II, S. 482, Anmerkung 21
Wolfgang Effenberger: Die unterschätzte Macht Von Geo- bis Biopolitik – Plutokraten transformieren die Welt. Höhr-Grenzhausen 2022, S. 51
Wolfgang Effenberger: Europas Verhängnis 14/18. Die Herren des Geldes greifen zur Weltmacht. Höhr-Grenzhausen 2018, S. 18.
https://www.gbnews.com/royal/prince-edward-buckingham-palace-party-latest-royal-news
https://www.gala.de/stars/starportraets/prinz-edward-22020538.html
https://albertundvictoria.mein-coburg.de/portfolio-item/albert-victorias-kinder/
https://de.wikipedia.org/wiki/Victoria_von_Gro%C3%9Fbritannien_und_Irland_(1840%E2%80%931901)
Simplicissimus, Jahrgang 20, Nr. 5 vom 4. Mai 1915
AZJ Nr. 32 vom 6. August 1915, S. 376
Wolfgang Effenberger/ Reuven Moskovitz: Deutsche und Juden vor 1939 Stationen und Zeugnisse einer schwierigen Beziehung. Ingelheim a. Rh.. 2013, S. 245.
Ebda.
Ebda., S. 246.
Im nationalen wie auch im internationalen Betätigungsfeld forderte die DFG auf Weltfriedenskongressen und interparlamentarischen Konferenzen Schiedsgerichte und Abrüstung zusammenfassen. (Vgl. Riesenberger, 1985, S. 48)
Schreiben an den päpstlichen Nuntius in München, Pacelli, 25.8.1917.
Quidde, Ludwig: Deutsche Friedenskundgebungen des letzten Vierteljahres, 19.10. 1917. In: Völkerfriede vom November 1917, S. 5.
Wolfgang Effenberger/Reuven Moskovitz: Deutsche und Juden vor 1939 Stationen und Zeugnisse einer schwierigen Beziehung. Ingelheim a. Rhein 2013, S. 246
Wolfgang Effenberger, Jahrgang 1946, erhielt als Pionierhauptmann bei der Bundeswehr tiefere Einblicke in das von den USA vorbereitete "atomare Gefechtsfeld" in Europa. Nach zwölfjähriger Dienstzeit studierte er in München Politikwissenschaft sowie Höheres Lehramt (Bauwesen/Mathematik) und unterrichtete bis 2000 an der Fachschule für Bautechnik. Seitdem publiziert er zur jüngeren deutschen Geschichte und zur US-Geopolitik. Zuletzt erschienen vom ihm:
Schwarzbuch EU & NATO
Warum die Welt keinen frieden findet.
Die Unterschätzte Macht
Von Geo- bis Biopolitik - Plutokraten transformieren die Welt
Mit dem Slogan „Macht es nochmal!“ erinnerte am 22. April 2023 die Bürgerinitiative „Torgau für Frieden“ zusammen mit Initiativen aus Mitteldeutschland am Denkmal in Torgau an die „historische Begegnung von russischen und amerikanischen Truppen vom 25. April 1945 (das Bild vom Handschlag wurde einen Tag später nachgestellt).
Sie reichten sich auf den Trümmern der Elbebrücke von Torgau die Hände und rückten damit das Ende der Kämpfe des 2. Weltkrieges in greifbare Nähe.“(1)
Einer der beteiligten GIs, Joe Polowsky, setzte sich später für die Anerkennung des 25. April als „Weltfriedenstag ein – leider erfolglos (Die UN legte den Weltfriedenstag bezugslos auf den 21.September fest). Gemäß seinem letzten Willen wurde er 1983 auf dem evangelischen Friedhof in Torgau begraben. Am 25.April 2023 jährt sich die historische Begegnung von amerikanischen und sowjetischen Soldaten in Torgau zum 77. Mal.
Das Bild vom „Handschlag von Torgau“ auf der zerstörten Elbbrücke ging um die Welt und befindet sich in zahlreichen Geschichts- und Schulbüchern.
Quelle: Aus der Informationsschrift „Torgau für Frieden“(2)
Es war ein Symbol für das bevorstehende Kriegsende und die Hoffnung auf eine friedliche Zukunft und hatte auch den Verfasser des Artikels als Schüler sehr bewegt.
Das Denkmal der Begegnung ist für die Torgauer ein Symbol dafür, was Krieg bedeutet:
„Wir sehen uns in der geschichtlichen Verantwortung zu erinnern und zu mahnen. Wir möchten mit einer Friedenskundgebung ein Zeichen setzen, dass die Menschen in Torgau, Mitteldeutschland und der ganzen Republik sich nicht in die Kriege von Mächtigen hineinziehen lassen und nicht als Menschen gegen Menschen in Feindschaft gehen. Den geschichtlichen Kontext nutzen wir, um überparteilich Frieden durch Waffenruhe und Verhandlungen zu fordern.“(3)
Es wurde im September 1945 nach einem Entwurf des Hauptmanns der Roten Armee und sowjetischen Architekten Abraham Milezkij errichtet, der seine Idee wie folgt erläuterte: „Möge das Denkmal an die unbesiegbare Kraft der Völker erinnern, die sie im Kampf gegen die Barbarei vereint hat.“(4)
Gekrönt wird das aus Granit und Sandstein bestehende Denkmal von Fahnen der Sowjetunion und der Vereinigten Staaten von Amerika. Sie sind gesenkt und verdeutlichen damit das Ende der Kampfhandlungen, so ebenfalls die aufgestellten, von einem Kranz umgebenen Gewehre.
Kundgebung
Unweit des Denkmals wurde um 14 Uhr die Veranstaltung eröffnet, durch die die Moderatorin Julia Szarvasy charmant und kenntnisreich führte.
Von Owe Schattauer,(5) Bauunternehmer, Musiker, Friedensaktivist und Gesicht der Druschba-Fahrten durch Russland (neuerdings auch durch Belarus) wurde sein geschichtsträchtiger Videoclip „wir müssen miteinander reden“
eingespielt, in dem er stimmgewaltig seinen Zorn angesichts des Kriegswahnsinns zum Ausdruck brachte. Anschließend betrat er die Bühne und schilderte eindrucksvoll die Erlebnisse seiner Friedens- und Versöhnungsfahrt durch Belarus. Hier hatten die deutschen Truppen ab 1942 mit ihrer Ausrottungspolitik begonnen.
Schattauer geißelte den Krieg und beendete seinen Friedensappell mit dem Aufruf: „Menschen weigert Euch, Feinde zu sein“ (Römer 12/7-21).
Hans-Joachim Maaz (Videobotschaft)
Anschließend wurde die Video-Botschaft von Psychiater, Psychoanalytiker und Autor Hans-Joachim Maaz eingespielt. Er ist bekannt für seine brillanten, zukunftsweisenden Analysen kollektiver Befindlichkeiten und gesellschaftlicher Zustände. Für ihn ist die narzisstische Normapathie (überkonformes Verhalten, Unterwerfung und Führen eines unechten Lebens) an ihr kritisches Ende gekommen. Die seit Corona angstschürende Politik nennt er „erstaunlich“; er findet, dass eine Regierung gegen Ängste auftreten und den Menschen helfen müsste – es geschieht jedoch das Gegenteil: Angst, Abhängigkeit und Dummheit. So suchen die Menschen, die allen Grund haben, vor der Zukunft Angst zu haben, nach Rettung und Erlösung. Für ihn ist die Voraussetzung für Friedensfähigkeit die Liebesfähigkeit. Die Entfremdung von eigenen Bedürfnissen und Wünschen führt zur Unzufriedenheit und erweckt leichter die Gefahr einer Kriegslust statt der Suche nach Verhandlungslösungen. Maaz fordert die Menschen auf, sich umfassend zu informieren, um nicht auf Propaganda und Fake-News hereinzufallen.
Eine auf Ängsten beruhende Spaltung hindert uns daran, mit uns selbst und den Nächsten in Frieden zu leben.
Wladyslaw Below (Videobotschaft)
Die Rede des wissenschaftlichen Direktors des Europa-Instituts der Russischen Akademie der Wissenschaften, Wladyslaw Below, war eine zeitgemäße Warnung an die Adresse des politischen Establishments der Bundesrepublik. Below wies darauf hin, dass der deutsche Staat heute tief in geopolitische Konflikte verwickelt ist, und unterstrich, dass Berlin mit der Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine und der Finanzierung Kiews Benzin ins Feuer des bewaffneten Konflikts gieße. Mit der Fortsetzung dieses Kurses nähere sich Deutschland einer überaus gefährlichen Grenze, hinter der ein Nuklearkrieg in Europa nicht auszuschließen sei. Ein Nuklearkrieg dürfe nicht zugelassen werden.
Below sieht jedoch Zeichen in der deutschen Gesellschaft, die darauf hinweisen, dass immer mehr Bürger mit weiteren Waffenlieferungen, die auch zivile Bürger töten, nicht einverstanden sind. Trotzdem gießt Berlin weiter Benzin in das Feuer.
Below leitet das Zentrum für Deutschlandforschungen und ist Teilnehmer des Petersburger Dialogs; er erinnerte daran, dass Deutschland die Schuld an zwei Weltkriegen trage. „Eine Wiederholung dieser Geschichten dürfen wir nicht zulassen“, sagte Below
Diese Sichtweise hat auch der US-Neokonservative Robert Kagan in seinem Foreign-Affairs-Artikel „Eine freie Welt – wenn man sie behalten kann“(6) vom Januar 2023. Zweifelsfrei steht fest, dass Deutschland am 22. Juni 1941 die Sowjetunion überfiel. Für den Weg in den Ersten Weltkrieg ist eine derartig vereinfachende Aussage jedoch keineswegs zutreffend, auch wenn im Versailler Friedensdiktat von 1919 im Artikel 231 die „Alleinige deutsche Kriegsschuld“ festgeschrieben wurde.
Am 30. Juli 1914 befahl Zar Nikolaus II. die Generalmobilmachung der russischen Armee. Daraufhin verkündete das Deutsche Reich am 31. Juli 1914 den „Zustand der drohenden Kriegsgefahr“ und forderte Russland auf, die Mobilmachung seiner Armee innerhalb von 12 Stunden zu stoppen. Da Petersburg der Forderung nicht nachkam, verkündete Deutschland am 1. August 1914 gegen 17 Uhr die deutsche Mobilmachung und erklärte dann in den Abendstunden Russland den Krieg.(7)
Bereits am 1. August 1914 näherte sich im Osten von Preußen die russische „Njemen“-Armee unter Paul von Rennenkampff mit dem Ziel, Königsberg zu erobern. Von Süden her marschierte die „Narew“-Armee unter Alexander Samsonow auf die Weichsel zu, um Ostpreußen vom übrigen Reich abzuschneiden. Von den acht deutschen Armeen standen gemäß Schlieffen-Plan sieben an der Westfront, nur die 8. Armee sollte mit 190.000 Mann Ostpreußen gegen 485.000 russische Angreifer verteidigen.
Bereits am 2. August 1914 überschritten russische Verbände die deutsche Grenze, was zu ersten erbitterten Gefechten zwischen deutschen und russischen Truppen führte. Fast 200.000 Menschen in Ostpreußen traten panikartig die Flucht Richtung Westen an. Da die „Njemen“-Armee unter Rennenkampff weitgehend untätig blieb, konnte die „Narew“-Armee unter Samsonow zwischen dem 26. und 31. August 1914 im Raum Allenstein/Tannenberg weitgehend aufgerieben werden. Fast 80.000 russische Soldaten waren gefallen und insgesamt 92.000 gingen in die Gefangenschaft. Der Sieg bei Tannenberg stoppte die russische Offensive und befreite den größten Teil Ostpreußens von russischen Truppen.
Der Oberkommandierende der „Narew“-Armee, General Samsonow, beging Selbstmord, nachdem er noch eine Woche vorher siegessicher seinen Truppen den Tagesbefehl erteilte: „Ich bin überzeugt, dass die mir anvertrauten Korps sich mit Deutschland, mit dem Feind unseres Mütterchen Russland und des gesamten Slaventums heldenhaft schlagen werden.“(8) Was für ein tragischer Irrtum!
Zum Abschluss seiner Rede forderte Below die Menschen in Deutschland auf, nicht zuzulassen, dass Deutschland eine Wiederholung der Geschichte duldet. Deutschland darf nicht länger zögern, auf den Trümmern der Brücken wieder die Hände zu schütteln.
Eugen Drewermann (Videobotschaft)
(die geschichtsträchtige Rede wird im Wortlaut wiedergegeben)
„Wir denken des Tages 1945, als , die russische Rote Armee und die Alliierten bei Torgau sich die Hände reichten. Das Hitler-Regime war besiegt.
Man hätte denken können, es sei die Überwindung von Krieg, Gewalt, Diktatur und Unrecht gewesen. Das war es nicht. Schon damals trug Churchill den Plan, dass man nach Hitler Stalin angreifen müsste, und die Deutschen das verstehen würden. Die Bundesrepublik wurde 1949 als Aufmarschglacis im Kalten Krieg von den Amerikanern parallel zum NATO-Aufbau gegen Russland organisiert. Und wir erleben jetzt im Jahr 2023 dieses alte Programm „Russland bedroht uns. Wir müssen Gesamt-Europa verteidigen, Russland gehört nicht zu Europa“ mit voller Auflage wieder.
Es verdient unseren Protest. Es ist das Gegenteil der Freundschaft, die möglich gewesen wäre 1945 ohne die Machtallüren der Alliierten Es wäre unbedingt notwendig gewesen nach 1989, als die Russen uns durch Gorbatschow den Frieden auf den Tisch legten, ein entmilitarisiertes Europa vom Ural bis zum Atlantik zu schaffen. Gefürchtet haben das einzig die Vereinigten Staaten von Amerika. Es hätte einen Wirtschaftsraum eröffnet von Lissabon bis nach Wladiwostok.
Es wäre das Ende der Träumerei der Amerikaner gewesen, die Gewinne des Kalten Krieges bei der Ernte aller ihrer Erträge einfahren zu sehen. Wir müssen uns dagegen wehren, dass wir lediglich die Befehlsempfänger amerikanischer Großmachtträume sein sollten, denn sie dienen nicht dem Frieden.Mahatma Gandhi hatte 1945 bereits recht, als er sagte, man habe Hitler mit Hitler besiegt.
Er meinte damit den 6. August 1945, die Zündung der Atombombe. Wie kann man ein Militär fördern, vorantreiben, das mit der Atombombe und mit dem Töten von hunderttausend Menschen in wenigen Sekunden nicht zufrieden ist. Man braucht die Wasserstoffbombe.
Bei den Atomversuchen 1942, 1950 und 1954, BRAVO nannten die USA das, wurden 40.000 Wirbeltiere angefahren, um zu sehen, wie die Sprengwirkung die Trommelfelle zerfetzt, die Strahlenwirkung die Haut verbrennt, wie die nukleare Energie Missgeburten in Generationen erzeugt – nicht um es zu verhindern, sondern es einzusetzen.
Nicht genug, wir haben die Neutronenbombe.
Wir haben jetzt eine deutsche Politik in der Herr Scholz erklärt hat, dass man nach Bestellung von 35 F35 Tarnkappenbombern von Lockheed Martin fähig sei, an der atomaren Teilhabe mitzuwirken.
Allen Ernstes ist das das Programm der Zeitenwende.
Atomare Teilhabe war bei der Gründung der Bundeswehr in der Republik West 1955 die Traum-Idee von Franz-Josef Strauss, und wir waren froh, dass wir es nicht bekommen haben.
Dass wir jetzt jedem Wahn im Abstand von mehr als 70 Jahren hinterdreinlaufen und das eine Zeitenwende nennen, die nichts weiter ist, als ein Rückfall in die vergangene und vergangen geglaubte Barbarei, muss uns empören. Und deshalb bin ich froh, dass sie hier sind.
Ich wünsche Ihnen Erfolg bei ihren Bemühungen um den Frieden.
Ich danke Ihnen für Ihr Engagement“
Wolfgang Effenberger
(aufgrund ähnlicher, geschichtsrelevanter Bezüge auch diese Rede im Wortlaut)
„Heute wird mit dem Bild das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verbunden; es vereint Erinnerung und Gedenken mit der Mahnung, den Frieden zu bewahren. Leider war die vor 78 Jahren mit dem Bild verbundene Hoffnung nur ein Trugbild.
Denn während sich hier in Torgau amerikanische wie russische Soldaten an dem aufziehenden Frieden begeisterten, arbeiteten britische Generalstabsoffiziere bereits an dem von Winston Churchill in Auftrag gegebenen Kriegsplan „Operation Unthinkable„, der die damalige Sowjetunion zurückwerfen und ein unabhängiges Polen wiederherstellen sollte.
Angriffstermin mit über 100 Divisionen, darunter auch Wehrmachtsverbände, die man nicht in die Kriegsgefangenschaft überführt hatte, war der 1. Juli 1945: Keine 10 Wochen nach dem Handschlag.
Zu diesem Angriff kam es nicht, da Stalin rechtzeitig ultimativ forderte, die neben dem britischen Hauptquartier in Flensburg-Mürwik einquartierte deutsche Nachfolgeregierung unter Dönitz zu verhaften und die deutschen Soldaten in die Gefangenschaft zu überführen.
Das geschah dann auch am 23. Mai 1945.(9)
Anfang September 1945 beauftragte US-Präsident Harry S. Truman General Eisenhower mit der „Operation TOTALITY“.
Mit 20 bis 30 Atombomben sollten 20 sowjetische Industriestädte auf einen Schlag vernichtet werden. Derartige Pläne wurden ständig verfeinert. Am 15. Mai 1947 verkündete Truman seine Doktrin zur Eindämmungder weiteren Ausdehnung der Sowjetunion.
Am 6. Juni 1947 folgte der Marshallplan. Er hatte das Ziel, Westeuropa gegen den Ostblock zu stärken und der noch vom Krieg überhitzten amerikanischen Wirtschaft Absatzmärkte zu öffnen. Mit der Annahme der Hilfe mussten die Länder ihre finanzpolitische Souveränität an Washington abtreten – der Beginn der ökonomischen Kolonisierung Europas, die übrigens gar nicht viel kostete (zwischen 1948 und 1952 flossen nur ca. 15 Mrd. US-Dollar).
Am 26. Juli 1947 wurde der »National Security Act« für die militärische Durchdringung der Welt verabschiedet, eines der wichtigsten Gesetze in der US-amerikanischen Nachkriegsgeschichte. Er ist bis heute die Grundlage weltweiter amerikanischer Militärmacht. Es ging darum, Europa für den Krieg gegen die Sowjetunion tauglich zu machen.
Am 4. April 1949 wurde die NATO gegründet – offiziell als Verteidigungsbündnis gegen die Sowjetunion.
Der erste Generalsekretär der NATO und Chefplaner von Unthinkable, Lord Ismay, formulierte salopp die wirkliche Aufgabe der NATO, nämlich „die Russen draußen, die Amerikaner drinnen und die Deutschen unten zu halten“(10). Im Bündnisvertrag wurde festgehalten, dass wirtschaftlicher Wiederaufbau und wirtschaftliche Stabilität wichtige Elemente der Sicherheit seien – daher der Marshallplan.
Ab 1991 trat dann ein osteuropäisches Land nach dem anderen der NATO bei;
in der Erwartung finanzieller und wirtschaftlicher Hilfe.
Und als Ende 2013 der gewählte Staatschef der Ukraine, Janukowitsch,die militärisch-politische Zusammenarbeit mit der EU (und damit der NATO) nicht unterschrieb, wurde er kurzerhand weggeputscht.
Am 4. April 2023, auf den Tag genau 74 Jahre nach der Gründung der NATO und mitten in dem Konflikt, den Janukowitsch vorausgesehen hatte, wurde Finnlandmit großem Pomp in die NATO aufgenommen.
Am gleichen Tag titelte die US-Militärzeitschrift Stars and Stripes „Mit dem Beitritt Finnlands zur US-geführten Allianz verdoppelt die NATO ihre Landgrenze zu Russland und erhöht damit seine militärische Schlagkraft in der arktischen Region. Finnland, das über eines der größten Artilleriearsenale in Europa und eine wehrpflichtige Bodentruppe verfügt, die im Krisenfall bis zu einer Million Reservisten aufbieten kann, beendet die militärische Blockfreiheit des nordischen Staates“(11), so die Stars & Stripes.
Im Zweiten Weltkrieg starben annähernd ca. 1 Million US-Soldaten, während die Sowjetunion weit über 20 Millionen Kriegstote zu beklagen hatte.(12)
Die USA blieben von Zerstörungen verschont, die Fabrikschornsteine rauchten, unvorstellbare Gewinne wurden eingefahren.
Große Teile der Sowjetunion hatte der Krieg dagegen zerstört und die Industrie nachhaltig beschädigt.
Am 19. Dezember 1949 verabschiedeten die USA den Kriegsplan „Dropshot“, mit dem 1957 die Sowjetunion angegriffen werden sollte, um die neue Supermacht samt ihrer aggressiven Agenda und ihren Weltmachtambitionen in Schach zu halten. In der „Grundannahme“ von „Dropshot“ heißt es wörtlich: „Am oder um den 1. Januar 1957 ist den Vereinigten Staaten durch einen Aggressionsakt der UdSSR und/oder ihrer Satelliten ein Krieg aufgezwungen worden.“(13)
Daraufhin sollten 300 Atombomben und 29.000 hochexplosive Bomben auf 200 Ziele in einhundert Städten abgeworfen werden, um 85 Prozent der industriellen Kapazität der Sowjetunion mit einem Schlag zu vernichten.
Der Zeitpunkt war auf den geplanten Abschlusstermin der Remilitarisierung Westdeutschlands abgestimmt. Als dann jedoch 1957 der Sputnik seine Kreise um die Erde zog, mussten die Kriegsplanungen überarbeitet werden. Bei der Kuba-Krise 1962 haben Kennedy und Chruschtschow im letzten Moment den Krieg verhindert. Mit der „National Security Decision Directive 54“ (NSDD-54) wurde 1982 ein Instrument geschaffen, mit dem der gesamte Sowjetblock subversiv untergraben werden konnte. Ein Staat nach dem anderen wurde mit dem Versprechen amerikanischer Unterstützung zur Ablösung von der Sowjetunion veranlasst. Neben destruktiven Operationen („Unterminierung der Militärkapazitäten des Warschauer Pakts“) wurden ökonomische Anreize geschaffen, vor allem die Aussicht auf Kredite und kulturell-wissenschaftlichen Austausch.(14)
Als Weiterentwicklung und Ergänzung dienten die Langzeitstrategiepapiere TRADOC 525-5 von 1994 und 525-3-1 („Win in a Complex World 2020-2040“) von 2014.
Gezielt wurden Russland und China als bedrohliche Feinde aufgebaut, um die militärische Schutzmacht USA durch die NATO und durch verschiedene asiatische Verteidigungsbündnisse zu etablieren.(15)
Schon 1945 orakelte der US-Philosoph James Burnham, die USA seien dazu berufen, „in der Auseinandersetzung mit den anderen Supermächten die Weltmacht zu erringen“.(16)
Wie kann einer derart heuchlerischen imperialen Politik Einhalt geboten werden?
Die UN ist dazu anscheinend nicht in der Lage.
So muss die Welt – Völkerbund 1919 und UN 1945 waren aus dem Denken des Krieges entstanden – endlich zu einer Gemeinschaft finden, die im Geist des Friedens entsteht(17) und in der Lage ist, jede friedensfeindliche Politik zu sanktionieren.
Ein Staat nach dem anderen wurde mit dem Versprechen amerikanischer Unterstützung zur Ablösung von der Sowjetunion veranlasst. Neben destruktiven Operationen („Unterminierung der Militärkapazitäten des Warschauer Pakts“) wurden ökonomische Anreize geschaffen, vor allem die Aussicht auf Kredite und kulturell-wissenschaftlichen Austausch.(14)
Als Weiterentwicklung und Ergänzung dienten die Langzeitstrategiepapiere TRADOC 525-5 von 1994 und 525-3-1 („Win in a Complex World 2020-2040“) von 2014.
Gezielt wurden Russland und China als bedrohliche Feinde aufgebaut, um die militärische Schutzmacht USA durch die NATO und durch verschiedene asiatische Verteidigungsbündnisse zu etablieren.(15)
Schon 1945 orakelte der US-Philosoph James Burnham, die USA seien dazu berufen, „in der Auseinandersetzung mit den anderen Supermächten die Weltmacht zu erringen“.(16)
Wie kann einer derart heuchlerischen imperialen Politik Einhalt geboten werden?
Die UN ist dazu anscheinend nicht in der Lage.
So muss die Welt – Völkerbund 1919 und UN 1945 waren aus dem Denken des Krieges entstanden – endlich zu einer Gemeinschaft finden, die im Geist des Friedens entsteht(17) und in der Lage ist, jede friedensfeindliche Politik zu sanktionieren.
In den Handreichungen des US-Kongresses vom 15. November 2022 wird aus der neuen Nationalen Sicherheitsstrategie vom 27. Oktober 2022 zitiert: „Die Vereinigten Staaten sind eine globale Macht mit globalen Interessen. Wir sind in jeder Region stärker, weil wir uns auch in den anderen Regionen en gagieren.“ Weiter heißt es im Kongresspapier:
„…die politischen Entscheidungsträger der USA verfolgen das Ziel, das Entstehen regionaler Hegemonen in Eurasien zu verhindern… die militärischen Operationen der USA im Ersten und Zweiten Weltkrieg sowie zahlreiche militärische Operationen der USA und alltägliche Operationen seit dem Zweiten Weltkrieg …haben offenbar zu einem nicht geringen Teil zur Unterstützung dieses Ziels beigetragen.“(18)
Seit über einem Jahrhundert geht es vor allem darum, den Reichtum einer Gruppe von Tycoons in der Londoner City und an der Wall Street zu mehren.
Ein Blick auf die aktuellen Finanzströme bestätigt das.
So scheinen die Finanzeliten in den USA und in Großbritannien wenig Interesse an einer Beilegung des Ukraine-Konflikts zu haben.
Heute möchten uns die gleichen Kreise in einen Dritten Weltkrieg führen.
Schon 2017 zeigte sich der Publizist und ehemalige stellvertretende Finanzminister unter Reagan, Paul Craig Roberts, bestürzt über die Kriegsgefahr:
„Zwei Jahrzehnte lang haben die Regime von Clinton, George W. Bush und Obama den russischen Bären mit Stöcken, Steinen und bösen Worten beworfen.
Die USA haben ein Sicherheitsabkommen nach dem anderen gebrochen und aufgekündigt und die Bedrohung Russlands durch Manöver an Russlands Grenzen,
die Inszenierung eines Staatstreichs in der Ukraine und durch einen kontinuierlichen Strom falscher Anschuldigungen noch verstärkt“.(19)
Jetzt, so Roberts, „hat Russland keine andere Wahl, als sich auf den Erstschlag vorzubereiten“.(20)
Nach dem US-amerikanischen Völkerrechtler und ehemaligen UN-Beamten Alfred de Zayas – er war von Mai 2012 bis April 2018 unabhängiger Experte des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen für die Förderung einer demokratischen und gerechten internationalen Ordnung – braucht es eine starke Botschaft aus der Zivilbevölkerung und/oder der BRICS-Staaten, sonst dauert der Krieg endlos oder mündet im Armageddon. (21)
Angesichts dessen müssen wir auf einen neuen, wahrhaftigen Handschlag – und zwar auf allen Ebenen – hinarbeiten.“
Umzug
Nach der Kundgebung formierten sich die engagierten Friedens- und Versöhnungsfreunde zu einem beeindruckenden Umzug durch Torgau, an dessen Spitze jeweils ein russischer und ein amerikanischer Jeep fuhr.
Abschlussfoto nach dem Umzug durch Torgau
Friedensfest
Musikalische Verstärkung gab es vom Liedermacher Esteban Cortez und dem bayerischen Mädel-Quartett „Corona Bavaria“(22), die in der Corona-Krise begonnen haben, mit ihren kritisch-humorigen Liedern die Themen Frieden und Freiheit den Menschen nahe zu bringen. Ebenso wie das bayerische Quartett errang der Gitarrist und Liedermacher Yann Song King während der Corona-Krise einen Kultstatus.
Die russischen Medien, die die Veranstaltung begleiteten, verbreiteten noch am selben Tag die Hoffnung machenden Bilder aus Torgau bis hin nach Wladiwostok.(23)
Die Kundgebung endete mit einem Auftritt des Torgauer Bürgerchors und dem Freilassen von weißen Tauben als Symbol der Hoffnung auf Frieden.
Diese großartige Veranstaltung wurde von der Bürgerinitiative „Torgau für Frieden“ mit Unterstützung der Bautzener Friedensfreunde auf die Beine gestellt. Dafür kann man nicht genug danken. Im Interview mit kla.tv brachte Organisator Steffen Hache, ein Torgauer Unternehmer, die Ziele seines Teams auf den Punkt: Wir wollen eine Brücke schlagen zur jetzigen Zeit. Die aktuelle geopolitische Lage zwischen Russland und Deutschland kann man so nicht akzeptieren. Wir sind für Frieden hier und wollen manifestieren, dass die Menschen, die hier sind, Frieden wollen und dass man mit Waffenlieferungen keinen Frieden machen kann.
Wolfgang Effenberger, Jahrgang 1946, erhielt als Pionierhauptmann bei der Bundeswehr tiefere Einblicke in das von den USA vorbereitete „atomare Gefechtsfeld“ in Europa. Nach zwölfjähriger Dienstzeit studierte er in München Politikwissenschaft sowie Höheres Lehramt (Bauwesen/Mathematik) und unterrichtete bis 2000 an der Fachschule für Bautechnik. Seitdem publiziert er zur jüngeren deutschen Geschichte und zur US-Geopolitik. Zuletzt erschienen vom ihm
„Schwarzbuch EU & NATO“ (2020)
.sowie
"Die unterschätzte Macht" (2022)
Wolfgang Effenberger